VP11: Räuber-Beutebeziehungen in NOcsPS Winterweizen-Anbausystemen

Kurz erklärt

Was?

Wir prüfen, ob sich durch die Vermeidung von synthetischen Pflanzenschutzmitteln in NOcsPS‐Anbausystemen die Funktionen von Räuber‐Beute-Beziehungen zwischen nützlichen räuberischen Fliegen und Pflanzenschädlingen stabilisieren lässt. Dazu betrachten wir Platypalpus (Hypotidae, Empidoidea).

Warum?

Räuberische Fliegen sind natürliche Gegenspieler von Pflanzen schädigenden Fliegen und Mücken. Diese Fliegen sind gegenüber synthetischen Pflanzenschutzmitteln besonders empfindlich. Sie können sich durch Zuwanderung weniger schnell erholen. In NOcsPS-Anbausystemen sind sie als natürliche Gegenspieler von Pflanzenschädlingen wichtig.

Wie?

Wir erfassen das Auftreten von räuberischen Fliegen mit Hilfe von Bodenphotoeklektoren, Gelbschalen, Kescher-Einheitsfängen und Köderstreifentests (Bait Sticks). Die Daten werden verwendet, um die Schlupfabundanz und Aktivitätsdynamik von räuberischen Fliegen in den NOcsPS-Systemen zu analysieren. Andere Faktoren wie Düngung und Reihenabstand werden ebenfalls berücksichtigt.

Räuberische Fliege der Gattung Platypalpus mit einer Halmfliege (Oscinella frit) als Beute (© Kühne, JKI)
Räuberische Fliege mit einer Halmfliege (© Kühne, JKI)
Vergleichende Biodiversitätsuntersuchungen im Winterweizen; Insekteneinheitsfänge mit dem Kescher und Bodenphotoeklektor (© Kühne, JKI)
Insekteneinheitsfänge (© Kühne, JKI)
Vergleichende Biodiversitätsuntersuchungen im Winterweizen; Bait stick – Fressaktivitäts-Tests (© Kühne, JKI)
Bait stick – Fressaktivitäts-Tests (© Kühne, JKI)

Institut für Strategien und Folgenabschätzung

Stahnsdorfer Damm 81
14532 Kleinmachnow

Dauer:
01.09.2020 – 31.08.2023

 

 

 

 


Teilprojektteam

Prof. Dr. Stefan Kühne
Teilprojekt Leiter

Prof. Dr. Stefan Kühne

Dr. Sandra Krengel
Postdoc

Dr. Sandra Krengel

Doktorandin

Julia Gitzel, M.Sc.


Räuberische Fliegen der Gattung Platypalpus (Hypotidae, Empidoidea) sind Gegenspieler von Pflanzen schädigenden Fliegen und Mücken im Winterweizenbestand und damit wichtige Elemente der natürlichen Regulation in Ackerbausystemen (Stark & Wetzel 1987, Weber et al. 1997).

Die Anwendung synthetischer Pflanzenschutzmittel kann sich direkt und indirekt auf räuberische Fliegen (z. B. durch Verknappung der Beute oder Habitatveränderungen) auswirken. Populationen räuberischer Fliegen sind etwaigen Störungen (wie Anwendung von nicht-selektiven Insektiziden) stark ausgesetzt und können sich von diesen weniger schnell durch Zuwanderung erholen als andere Gruppen.

Das Ziel dieses Teilprojekts ist es, am Beispiel der Gruppe „Räuberische Fliegen“ zu prüfen, ob die Vermeidung von synthetischen Pflanzenschutzmitteln in NOcsPS-Anbausystemen die Funktionen von Räuber- Beutebeziehungen langfristig stabilisieren oder sogar erhöhen kann und welche zusätzlichen Effekte durch die Form der Düngung und Bestandesgestaltung (Gleichstandsaat versus Normalsaat) entstehen.

Folgende Hypothesen sollen geprüft werden:

  • Die Vermeidung der Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in den NOcsPS-Anbausystemen führt zu einer höheren Abundanz räuberischer Fliegen und gesteigerter natürlicher Regulation
  • Organische Düngung erzeugt ein aktiveres Bodenleben als mineralische Düngung und fördert die Abundanz räuberischer Fliegen und die natürliche Regulation
  • Die mechanische Unkrautregulierung in den NOcsPS-Anbausystemen erhöht den Anteil organischer Substanz im Boden, was sich positiv auf die Abundanz räuberischer Fliegen und die natürliche Regulation auswirkt
  • Gleichstandsaat wirkt sich positiv auf die Bodeneigenschaften aus (z. B. Gefüge, Humus, pH-Wert) und beeinflusst die Abundanz räuberischer Fliegen und die natürliche Regulation

Von Mai bis Juli wird mit Hilfe von Bodenphotoeklektoren und Kescher-Einheitsfängen das Auftreten räuberischer Fliegen in den verschiedenen Weizenparzellen der Systemversuche erfasst. Mit Hilfe der Bodenphotoeklektoren wird die Schlupfabundanz der räuberischen Fliegen im Untersuchungszeitraum erfasst. Die wöchentlichen Kescher-Einheitsfänge erlauben vergleichende Aussagen zur Aktivitätsdynamik der räuberischen Fliegen. Weiterhin werden wöchentliche Erhebungen zur Schaderregerdichte an 25 Weizenpflanzen durchgeführt. Um die Bodenaktivität der Versuchsparzellen zu bestimmen, sollen zusätzlich Köderstreifentests (Bait sticks - Fressaktivitäts-Tests) angewendet werden.

Die Ergebnisse dieses Projekts erlauben am Ende der Laufzeit Aussagen über den Einfluss von Düngeverfahren und Bestandesgestaltung (z. B. Gleichstandsaat) in einem NOcsPS-Anbausystem auf die Abundanz, Diversität und Funktion von räuberischen Fliegen und deren Beuteorganismen im Weizenbestand.