VP16: Strategien des Resistenz- und Ertragsmanagements durch abgestimmtes kollektives Handeln

Kurz erklärt

Was?

Wir untersuchen die Umsetzbarkeit des NOcsPS-Anbaus auf auf Landschaftsebene aus ökonomischer und nachhaltiger Perspektive. Wir prüfen, an welchen Standorten der NOcsPS-Anbau am ehesten umgesetzt würde. Somit wird auch ein potenzieller Anbauumfang exemplarischer mineral-ökologischer Anbausysteme abgebildet.

Warum?

Damit das NOcsPS-Anbausystem als Alternative zum konventionellen oder ökologischen Anbau funktioniert, muss es ökonomisch umsetzbar und nachhaltig sein.

Wie?

Wir nutzen ein Modell für landwirtschaftliche Nutzflächen in Baden-Württemberg, um den Einfluss der ökonomischen Entscheidungen auf der Ebene von Schlägen und Betrieben zu analysieren. Dabei berücksichtigen wir auch Restriktionen wie z. B. Arbeitskräfteverfügbarkeit und Fruchtfolgebeschränkungen.

Fg. Landwirtschaftliche Betriebslehre (410b)

Schwerzstr. 44
70599 Stuttgart

Dauer:
01.09.2021 – 30.11.2023

Teilprojektteam

Prof. Dr. Enno Bahrs
Teilprojekt Leiter

Prof. Dr. Enno Bahrs

Felix Witte
Doktorand

Felix Witte, M.Sc.


Mit zunehmenden Flächenanteilen von Anbausystemen ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz (ökologisch und/oder NOcsPS) werden resistente Kulturpflanzensorten mit langer Wirkung gegenüber Schaderregern noch bedeutender. Darüber hinaus kann der Flächenzuwachs dieser Systeme aufgrund immer weniger eingesetzter chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel (csPSM) zu einem höheren Potenzial an Schaderregerentwicklungen führen (vgl. u. a. Poehling/Verreet, 2013 oder Tan, 2015). Weiterhin ist zu erwarten, dass die zukünftigen Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes im konventionellen Landbau aufgrund einer abnehmenden Wirkstoffvielfalt geringer werden (vgl. u. a. UBA, 2018 oder EU, 2018)

Es soll ein Konzept für ein gezieltes kollektives Handeln zur Erhaltung von Sortenresistenzen, Wirkstoffwirksamkeiten und Ertragsstabilitäten entwickelt werden, bei dem Landwirte mit räumlich und zeitlich abgestimmten Wirkstoffeinsätzen, geeigneten Anbauplänen und Kulturmaßnahmen sowie passender Sortenwahl, die Erhaltung von Wirkstoff- und Sortenwirksamkeiten gegenüber Schaderregern sowie die Ertragsstabilität optimieren.

Die Entwicklung dieses Konzepts erfolgt sowohl deduktiv, u. a. mit Hilfe spieltheoretischer Ansätze, als auch induktiv mit Feldstudien beteiligter Landwirte. Letzteres basiert auf Vollkostenstudien für Betriebszweige des Ackerbaus, kombiniert mit Ertragsprognosen bei veränderten Wirksamkeiten von Wirkstoffen und Sortenresistenzen gegenüber Schaderregern bei veränderten Fruchtfolgen und Anbaukombinationen zur Entwicklung einzelner Szenarien.

Abschließend erfolgt eine Zusammenführung der induktiven und deduktiven Vorgehensweisen mit Ableitung von Empfehlungen für die Praxis (Landwirte, Beratung, Politik). Mit Beginn des Projekts erfolgen Vernetzungen innerhalb von NOcsPS mit allen AP/VP, weil die Erfahrungen aus einzelnen AP essentieller Bestandteil anzustrebender Verhandlungslösungen sind. Dazu zählen z. B. Befallsgrade in Abhängigkeit von Sortenwahl oder Kulturmaßnahmen, Produktqualitäten, ökologische Auswirkungen oder auch individuelle Produktpreiserwartungen und Risikoeinstellungen. Aber auch Zahlungsbereitschaften von Konsumenten für Produkte einzelner Anbausysteme sowie ermittelte Einführungs- und Umsetzungshemmnisse (von NOcsPS) sind dabei von Bedeutung.

Es sollen regionale Mehrwerte freiwilliger kollektiver Vereinbarungen im Vergleich zwischen konventionellem und ökologischem Landbau sowie von NOcsPS- Anbausystemen ermittelt werden.

Dabei werden Möglichkeiten individueller Verhandlungslösungen für kollektiv abgestimmte Maßnahmen im Wirkstoffeinsatz, Sortenwahl und Kulturmaßnahmen für ein effektives und effizientes Resistenz- sowie Ertragsmanagement in Abhängigkeit von Raum und Zeit abgebildet.